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Steuerstrategien – neue Pflicht und neue Möglichkeiten

PrintMailRate-it

 

 

Marcin Muchowski

19. Marsch 2021

 

Im Jahr 2021 werden ausgewählte Steuerpflichtige verpflichtet sein, die Art und Weise, wie sie ihre Steuerstrategie umsetzen, durch die Einreichung eines speziellen Berichts an das Finanzamt und die Veröffentlichung dieses Dokuments im Internet offenzulegen.


Wer von der Pflicht betroffen ist


Die Pflicht zur Erstellung eines Berichts über die Umsetzung der Steuerstrategie betrifft:

  • Steuerpflichtige, die im Vorjahr Einnahmen von mehr als 50 Mio. Euro, umgerechnet in PLN, erzielt haben,
  • Steuerpflichtige, die im Rahmen einer Organschaft tätig sind.


Nach den öffentlich zugänglichen Daten betrifft diese Pflicht also ca. 3.200 Unternehmen.


Die ausgewählten Steuerpflichtigen werden die Art und Weise der Umsetzung der Steuerstrategie im Jahr 2020 beschreiben müssen – d.h. rückblickend.


Bei Steuerpflichtigen, deren Geschäftsjahr dem Kalenderjahr entspricht, läuft die Frist zur Erstellung des Berichts Ende April 2021 ab.  Bei Steuerpflichtigen mit abweichendem Steuerjahr fällt das Fristende auf das Ende des 12. Monats nach dem Ende des Steuerjahres.


Der Begriff der Steuerstrategie


Steuerstrategie wird unterschiedlich definiert. Die rationalste Lösung scheint die Definition zu sein, die in den Dokumenten zur Bestimmung der Grundsätze des sog. Co-operative Tax Compliance-Programms mit der Landesfinanzverwaltung enthalten ist. Dieses Programm ist den größten Unternehmern gewidmet, die sich bei der laufenden Abrechnung der Steuern für die Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden entscheiden.


Laut dieser Definition gilt Folgendes: „Die Steuerstrategie des Unternehmens beschreibt die Vision und die steuerliche Mission sowie die steuerlichen Ziele, bei gleichzeitiger Berücksichtigung ihres Einflusses auf die Umsetzung der Geschäftsziele des Unternehmens.“


Bei den Überlegungen, wie die einzelnen Bestandteile dieser Definition zu verstehen sind, kann auf einen Verständnisvorschlag zurückgegriffen werden, der ebenfalls seine Quelle in den Dokumenten hat, die den Rahmen des Co-operative Tax Compliance-Programms festlegen:

 

  • Die Mission ist der Grund, warum wir eine solche und keine andere Einstellung zur Steuerabrechnung haben. Mit anderen Worten, es handelt sich um die Werte, die wir im Zusammenhang mit Steuern umsetzen.
  • Die Vision bestimmt, wie wir unsere Umsetzung der Steuerabrechnungen gegenwärtig und in Zukunft betrachten.
  • Die steuerlichen Ziele sind die individuellen Präferenzen des Steuerpflichtigen, was die Abrechnung der Erträge und Aufwendungen betrifft.


In der Fachliteratur wird darauf hingewiesen, dass die Steuerstrategie u.a. solche Fragen ansprechen soll, wie:

 

  • den Ansatz des Unternehmens in Hinsicht auf die Beschränkung des Steuerrisikos und den sog. Risikoappetit, d.h. das Niveau des Steuerrisikos, das das Unternehmen gewillt ist, bei seiner Tätigkeit zu akzeptieren;
  • die Bereitschaft, steuerliche Positionen zu berücksichtigen, die von den Steuerbehörden nicht akzeptiert / beanstandet werden könnten;
  • das Ausmaß der Beteiligung des geschäftsführenden Organs des Steuerpflichtigen am Entscheidungsfindungsprozess in der Steuerplanung.


Inhalt des Berichts über die Umsetzung der Steuerstrategie


Laut dem Körperschaftsteuergesetz muss der Bericht über die Umsetzung der Steuerstrategie folgende Angaben enthalten:

 

  • Verfahren und Prozeduren zur ordnungsgemäßen Erfüllung der steuerlichen Pflichten;
  • freiwillige Formen der Zusammenarbeit mit den Behörden der Landesfinanzverwaltung – dies betrifft sehr wenige Unternehmen;
  • Steuerpflichten in Polen – d.h. die Information, welche Steuern das Unternehmen in Polen zahlt und warum;
  • Informationen über Geschäfte mit verbundenen Unternehmen, deren Wert 5% der Bilanzsumme der Aktiva im Sinne der Rechnungslegungsvorschriften überschreitet;
  • Informationen über Steuerabrechnungen in Steueroasen;
  • Planung oder Vornahme von Umstrukturierungen, die auf die Pflichten des Steuerpflichtigen bzw. verbundener Unternehmen Einfluss haben;
  • Informationen über vom Steuerpflichtigen eingereichte Anträge auf Erteilung verbindlicher Auskünfte und verbindlicher Steuersatz- bzw. Verbrauchsteuerauskünfte;
  • Information über die Erfüllung der Pflichten im Bereich der Vorschriften über die Meldung von Steuergestaltungen durch den Steuerpflichten.


Im Bericht werden keine Informationen angegeben, die von einem Geschäfts-, Industrie- oder Berufsgeheimnis erfasst werden bzw. geheime Produktionsverfahren betreffen.


Nachweis der steuerlichen Sorgfalt


Es empfiehlt sich, in dem Bericht diejenigen Elemente anzugeben, die in dem Unternehmern anwendet werden, um die Steuerpflichten ordnungsgemäß zu erfüllen, wie z.B.:

  • angewandte steuerliche Prozeduren,
  • Arten der Eigenkontrolle der steuerlichen Abrechnungen (z.B. in Form von Tax Reviews, die von externen Dienstleistern erbracht werden),
  • Methoden zur Steigerung des steuerlichen Wissens der Mitarbeiter sowie ergriffene Maßnahmen zur Anwerbung von Mitarbeitern, die über sehr gutes fachliches Wissen verfügen.


Der Umfang der Informationen im Bericht muss selbstverständlich an jedes Unternehmen gesondert angepasst werden.

 

Neue Regelungen - Möglichkeiten


Die neuen Regelungen sind eine Gelegenheit, die bestehenden steuerlichen Prozesse durchzusehen und sie um die sich aus den neuen Vorschriften ergebenden Themen zu ergänzen, bzw. um eine für den Fall von Mitarbeiterwechseln nützliche Sammlung guter Praktiken zu erstellen.


Aus diesem Grund ist die Einführung von Tax-Compliance-Grundsätzen nicht nur für Unternehmen empfehlenswert, für die die Erstellung des Berichts über die Umsetzung der Steuerstrategie Pflicht ist, sondern auch für alle Rechtsträger, bei denen es eine Vielzahl von Prozessen in Steuer- bzw. Buchhaltungsabteilungen mit vielen Mitarbeitern gibt.


Die Einführung von Tax-Compliance-Grundsätzen kann als Bestandteil eines weiter gefassten Compliance-Prozesses im Unternehmen betrachtet werden (Gesetzeskonformität, transparente Kommunikation mit Investoren usw.).


Sollten Sie im Hinblick auf die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus den neuen Regelungen ergebene, Fragen haben, so stehen Ihnen die Experten von Rödl & Partner gerne zur Verfügung.

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Marcin Muchowski

Tax adviser (Polen)

Senior Associate

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