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An der Schwelle zur Wasserstoff-Transformation – das Jahr 2022 in der polnischen Energiewirtschaft

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Piotr Mrowiec, Jakub Plebański

31. Januar 2022

 

Eines der interessantesten Ereignisse aus der Perspektive der Entwicklung der polnischen Energiewirtschaft war die Unterzeichnung der „Polnischen Wasserstoffstrategie bis 2030“ gegen Ende des Jahres 2021. Dabei handelt es sich um ein strategisches Dokument, das die wichtigsten Ziele der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Polen bestimmt und aufzeigt, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diese Ziele zu erreichen.


Die Polnische Wasserstoffstrategie

Die vom Ministerrat verabschiedete Strategie konzentriert sich auf die Schaffung eines polnischen Sektors für die Wasserstoffwirtschaft. Die wichtigsten in der Strategie genannten Ziele sind: Einführung von Wasserstofftechnologien in die Energiewirtschaft und Wärmeerzeugung; Nutzung von Wasserstoff als alternativen Brennstoff im Transportwesen; Unterstützung bei der Dekarbonisierung in der Industrie; Produktion von Wasserstoff in neuen Anlagen; effiziente und sichere Fernleitung, Verteilung und  Speicherung von Wasserstoff sowie Gestaltung stabiler rechtlicher Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft.


Wichtig ist dabei, dass das Dokument  genau definierte Ziele nennt, die im Zusammenhang mit der Annahme der Wasserstoffstrategie erreicht werden müssen. Es wird erwartet, dass bis 2030 Anlagen mit einer Kapazität von 2 GW zur Produktion von Wasserstoff und dessen Derivaten aus emissionsarmen Quellen, Prozessen und Technologien, insbesondere aus Elektrolyseuren, entstehen werden. Eine andere Aufgabe, vor der das Ministerium für Klima und Umwelt  steht, ist die Schaffung von 5 sog. Wasserstofftälern, also Gebieten der Zusammenarbeit zu Gunsten der Wasserstoffwirtschaft durch Durchführung von Wissenschafts- und Forschungs-, Investitions- und Einführungsarbeiten in der betreffenden Region Polens. Außerdem gehören zur „polnischen Wasserstoffstrategie“ auch die Zurverfügungstellung einer entsprechenden Anzahl neuer wasserstoffgetriebener Autobusse sowie von Tankstellen und Bunkerstellen für den Wasserstoff.


Potential der Wasserstoffproduktion in Polen

Gegenwärtig ist Polen der drittgrößte Wasserstoffproduzent in Europa und der fünftgrößte in der Welt. Jährlich werden in Polen rd. 1 Mio. Tonnen Wasserstoff produziert, wobei die Produktion sich zur Gänze auf fossile Brennstoffe stützt. Das wichtigste Ziel der polnischen Wasserstoffstrategie besteht jedoch darin, die Wirtschaft auf die Produktion von sog. „grünem Wasserstoff“ umzustellen, der aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird. Der Investitionsbedarf für die Einführung „reiner“ Wasserstofftechnologien wird bis 2025 wird auf rd. 2 Mrd. PLN (rd. 440 Mio. EUR) geschätzt. Bis 2030 wiederum sollen die Investitionen nur für Elektrolyseure rd. 9 Mrd. PLN (rd. 2 Mrd. EUR) erreichen, und die Kosten für den wasserstoffgetriebenen Transport  in diesem Zeitraum werden auf rd. 5,6 Mrd. PLN (rd. 1,2 Mrd. EUR) geschätzt. Wesentliche Maßnahmen zur Unterstützung der Wasserstoffwirtschaft hat bereits u.a. der Nationale Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft ergriffen, indem er für Unternehmer niedrig verzinsliche Darlehen mit der Möglichkeit eines teilweisen Erlasses eingeführt hat. Auch das Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung setzt sehr stark auf die polnischen Wasserstofftechnologien. Seit 2016 werden im Nationalen Zentrum für Forschung und Entwicklung 89 Projekte im Zusammenhang mit Wasserstoff im Gesamtwert von 350 Mio. PLN realisiert; innerhalb eines knappen Jahres hat sich die Zahl dieser Projekte um 30% erhöht, somit wird die Entwicklungstendenz der Wasserstoffprojekte immer sichtbarer.

 


 

Gegenwärtige rechtliche Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft

Bislang gibt es in Polen kein spezielles Gesetz über die Wasserstoffwirtschaft. Wichtige Änderungen führt jedoch die Novellierung des Gesetzes über die Überwachung und Kontrolle der Qualität von Brennstoffen ein, dessen Bestimmungen über die Wasserstoffwirtschaft am 1. Januar 2023 in Kraft treten werden.  Eines der wichtigsten Elemente des Gesetzes ist die Ausweitung der bisherigen Definition des Begriffes „Brennstoffe“ auf Wasserstoff und die Definition des Begriffes „Wasserstoff“ selbst. Der Gesetzgeber hat außerdem denjenigen Unternehmern, die diesen Brennstoff herstellen, u.a. folgende Pflichten auferlegt: Untersuchung der Qualität des Wasserstoffs während dessen Herstellung sowie Niederlegung der Ergebnisse dieser Untersuchung in einer Dokumentation, auf deren Grundlage der den Wasserstoff herstellende Unternehmer zur Ausstellung eines Qualitätszertifikats über den Wasserstoff verpflichtet sein wird.


Ein anderes interessantes Projekt, mit dem sich gegenwärtig das polnische Parlament befasst, ist die Änderung im Geologie- und Bergbaugesetz. Die genannten Regelungen sollen die Vorschriften an die unterirdische Lagerung von Wasserstoff ohne Behälter anpassen und dies als Investitionen von öffentlichem Interesse einstufen. Wichtig ist, dass in der genannten Regelung Gebührenfreiheit für die Ausübung einer Tätigkeit vorgeschlagen wird, die in der Lagerung von Wasserstoff ohne Behälter besteht. Dies soll zur Gewährleistung der für die wirksame Umsetzung der „polnischen Wasserstoffstrategie“ unabdingbaren Lagerfläche sowie dazu führen, dass möglichst weite Kreise der Unternehmer sich für diese Tätigkeit interessieren.


Warten auf eine „Verfassung für Wasserstoff“

Das wichtigste Gesetzgebungspaket, das im Rahmen der „Polnischen Wasserstoffstrategie“ angekündigt wird, ist die Einführung der sog. „Verfassung für Wasserstoff“. Letztendlich soll dies ein Entwurf sein, der eine Reihe von gegenwärtig geltenden Rechtsakten novelliert, darunter insbesondere das Energiegesetz, indem er diese Rechtsakte an die Regelungen des Wasserstoffmarktes anpasst. Vorgesehen ist außerdem die Verabschiedung eines Gesetzes über die Unterstützung der Produktion von Wasserstoff aus emissionsarmen Quellen. Flankiert wird dies durch den Erlass von Verordnungen, die das Risiko von Investitionen im Zusammenhang mit der Einführung von Wasserstofftechnologien in Polen vermindern sollen. Die Einführung aller dieser Konzeptionen gemäß der Stellungnahme des Ministeriums für Klima und Umwelt wird für 2022 erwartet.


Zusammenfassung

Wie man sieht, erfreut sich das Thema der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Polen eines immer größeren Interesses. Wichtig ist, dass das Potential der Wasserstoffwirtschaft auch von den Staatsorganen erkannt wurde, die entschlossene Gesetzgebungsmaßnahmen zur Unterstützung der Wasserstofftechnologien angekündigt haben, darunter insbesondere solche, die sich auf Erneuerbare Energien stützen.   Die Annahme der „Polnischen Wasserstoffstrategie“ stellt einen wichtigen Impuls in diese Richtung dar. In dem Bestreben, bis 2030 Wasserstoffanlagen mit einer Kapazität von 2 GW zur Verfügung zu stellen, will Polen zu den führenden europäischen Nationen bei der Einführung von Wasserstofftechnologien in der Wirtschaft werden.

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